09 | 100 Die evolutionäre Kraft der Kunst
aus der Serie 100 Fotos - 100 Geschichten
Welcher Düsseldorfer kennt diesen Künstler nicht? Nein - man kann schon sagen: Welcher Mensch kennt ihn nicht? Mit seiner revolutionären Art hat er Geschichte geschrieben und nicht nur im künstlerischen Bereich. In diesem Beitrag der "100 Fotos 100 Geschichten" Serie erfahren Sie, was es mit diesem Bild auf sich hat und warum Joseph Beuys ein essentieller Teil der Geschichte Düsseldorfs darstellt.
Über den Künstler Joseph Beuys:
Beuys, der große, hagere Mann mit dem Hut und der Anglerweste machte vielen Menschen Angst und weckte Aggressionen. Der Zwiespalt in Person!
Das war nicht nur zu Lebzeiten des Künstlers so, sondern ist auch heute noch der Fall. Beuys' geheimnisvolle Kunst, seine eindringlichen Aktionen und sein unglaublicher Kampfgeist waren und sind für viele schwer nachvollziehbar. Er entwickelte einen sozialpolitischen, teils provokanten Ansatz der Aktionskunst.. Geboren am 12. Mai 1921 in Krefeld, meldete sich Beuys im Zweiten Weltkrieg freiwillig zur deutschen Luftwaffe und wurde 1944 bei einem Flugzeugabsturz auf der Krim verwundet. Ein Jahr nach Kriegsende, im Jahr 1946, wurde er an der Kunstakademie Düsseldorf aufgenommen und studierte bis 1952 Malerei und Bildhauerei. Er hielt etliche öffentliche Auftritte, liebte das Aufsehen, die Kameras und wollte seine Idee von Kunst so weit und laut wie möglich verbreiten.
Soziale Plastik und die evolutionäre Kunst
Er entwickelte das Konzept der „Sozialen Plastik“, einer gesellschaftsverändernden Kunst, und war bekannt für seinen „erweiterten Kunstbegriff“, mit dem er die Trennung von Kunst und Gesellschaft aufheben und Kunst demokratisieren wollte.
"Die Kunst ist nach meiner Meinung die einzige evolutionäre Kraft. Das heißt, nur aus der Kreativität des Menschen heraus können sich die Verhältnisse ändern. Und ich glaube, viele Menschen spüren, daß das Menschliche, also dieser menschliche Punkt, in der Kunst am meisten weiterentwickelt werden kann", so der Künstler. Im Frühjahr 1947 nahm Joseph Beuys sein Studium an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf auf. Er besuchte die Klasse bei Ewald Mataré und beschäftigte sich mit Leonardo Da Vinci, Johann Wolfgang von Goethe und Rudolf Steiner. Er erregte zudem mit ungewöhnlichen Materialien wie Fett, Honig oder Filz Aufsehen. Als richtungsweisende Performance gilt „I Like America and America likes Me“ (1974), für die der in Filz eingewickelte Künstler drei Tage mit einem von amerikanischen Ureinwohnern als heilig verehrten Kojoten in den Räumen einer New Yorker Galerie verbrachte. Er gehörte der Kunstbewegung „Fluxus“ an. Beuys viel immer wieder durch seine revolutionäre Art auf, wodurch er so viel Aufsehen erregte. Am 10.10.1972 besetzte Joseph Beuys zusammen mit 54 abgewiesenen Studienbewerbern und etlichen Studenten das Sekretariat der Düsseldorfer Kunstakademie. Am Abend desselben Tages wurde Beuys seine Entlassung durch Johannes Rau, Minister für Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein Westfalen, mitgeteilt. Gegen die Kündigung erfolgte eine Welle internationaler Proteste; sie wurde jedoch vom Land NRW nicht zurückgenommen. Nachdem Beuys erfolgreich gegen seine Entlassung geklagt hatte, kam es 1980 zu einem Vergleich mit dem Land NRW, wonach er den Professorentitel weiter führen und sein Atelier in der Akademie nutzen konnte.