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aus der Serie 100 Fotos - 100 Geschichten
Nicht jede Geschichte und jedes Bild ist mit positiven Emotionen verbunden. Manche rufen Trauer, Erschrecken oder Melancholie hervor, doch ist es nicht genau das, wovon die Fotografie lebt? Gefühle. Das Herz ansprechen und Geschichten erzählen.
Der Hintergrund des Bildes:
Die Fotografin Vanessa Hauke erzählt: "Eigentlich wollte ich im Winter nur eine Fototour, durch Frankfurt am Main machen. Doch an einem U-Bahnhof in Frankfurt entdeckte ich ein junges Mädchen. Das Mädchen trug keine Jacke, lediglich ein T-Shirt und sie zitterte erbärmlich. Ich beobachtete sie eine Weile, wie sie da am Boden saß. Doch kein Mensch, schien sich für sie zu interessieren. Jeder lief an ihr vorbei. Ich sah einen Verband an ihrem Arm und konnte mir schon denken, was sich darunter befand. Ich ging auf das Mädchen zu, setzte mich zu ihr auf den Boden und wir unterhielten uns. Sie vertraute mir an, warum sie da unten alleine, ohne Jacke saß. Wie ich mir schon dachte hatte das Mädchen psychische Probleme. So wie ich auch einst welche hatte. Ich erzählte ihr meine Geschichte und damit sie mir glaubte, zeigte ich ihr meine Narben. Das Mädchen fing an zu weinen und ich tröstete sie. Der Zug rollte im Bahnhof ein und wir stiegen gemeinsam in die U- Bahn. Die ganze Fahrt über unterhielten wir uns und tauschten unsere Telefonnummmern. Sie musste mir versprechen, dass sie sich nichts antut und ich bot ihr an sich bei Problemen jederzeit zu melden. Ich stieg aus und hier trennten sich unsere Wege. Doch ein paar Tage später bekam ich eine Nachricht von ihr. Sie bedankte sich bei mir, dass ich mich als einzige für sie interessiert habe, als es ihr so schlecht ging. Alle anderen seien vorbei gelaufen. Wir schrieben noch eine Weile miteinander, doch dann wurde es immer weniger bis der Kontakt schließlich ganz verstummte. Aber ich habe gute Hoffnung, dass sie ihren Weg jetzt geht. So habe ich ein Mädchen vom Suizid abgehalten und konnte ihr durch meine eigenen Erfahrungen wieder Hoffnung geben."