47 | 100 Sternenkinder
Stefanie Gundacker ist Hobbyfotografin aus Leidenschaft. Sie ist seit 2019 bei dem Fotografenverband DSK und hatte in kurzer Zeit erstaunlich viele Einsätze. "Nie zuvor erlebte ich soviel Liebe, Würde und Zärtlichkeit, geballt in einem einzigen Raum und Menschen, die mich so nah an ihre persönliche Geschichte heranführten. Das Fotografieren der Abschiede hat mich verändert, absolut. Ich bin viel dankbarer geworden für all das, was ich habe."
Das erste und letzte Bild
Ich besuchte mit meinem Mann ein Konzert, als meine Alarm-App mein Handy zum Vibrieren brachte. Zuerst wollte ich erst gar nicht reagieren, schließlich war es ein Konzertabend, allerdings schlägt mein Herz für mein Ehrenamt als Sternenkind-Fotografin und so wollte ich doch zumindest nachsehen, wo ein Fotograf gebraucht wurde. In der Nacht sollte ein Junge geboren werden, dessen Herz in diesem Moment aufgehört hatte zu schlagen, ohne Grund, einfach so. Für die Eltern brach also grade die Welt zusammen. Ich meldete mich in unserem Forum und teilte mit, dass ich in der Nacht übernehmen könne. Am frühen Morgen, ich glaube es war gegen 3.00 Uhr wurde Ian Gabriel geboren und ich machte mich auf den Weg ins mir gut bekannte Klinikum. Dort lernte ich also Ian und seine Mama Bettina kennen. Sie hielt ihren sehnlichst erwarteten Sohn in ihren Armen und ich erinnere mich noch genau, wie viel Liebe und Trauer im Raum war. Bettina sprach von einer unendlichen Leere. Diese Situation war für sie noch unverständlich, nicht begreifbar, unwirklich und trotzdem wusste sie genau: sie hat nur diesen einzigen Moment, diese wenigen Stunden zum Kennenlernen, Annehmen, Begreifen und Loslassen. Jedes Sternenkind, dessen erstes und letztes Bild ich machen darf, hinterlässt Erinnerungen, einen leeren Platz und tieftraurige Eltern, Geschwister und Großeltern. Da von den Kindern oft nichts anderes bleibt, versuche ich zauberhafte Erinnerungen zu schaffen. Gegen das Vergessen, für die, die bleiben. Die Angst der Eltern, dass sie das Gesicht ihres Sternenkindes irgendwann vergessen, kann ich so unbegründet machen. Im Gedenken an Ian Gabriel. Es war mir eine Ehre dein erstes und dein letztes Bild machen zu dürfen.