77 | 100 24 Stunden in Bildern
aus der Serie 100 Fotos - 100 Geschichten
Foto Koch feiert 100 Jahre und wir erzählen DIE besten Geschichten! Die heutige Geschichte kommt von dem Künstler Erik Kessels, der das Projekt "24 hrs in Photos" erforschen und darstellen möchte. Was sich genau dahinter verbirgt, erfahrt ihr in diesem Beitrag.
Diese Geschichte ist ebenfalls ein Teil unserer neuen Ausgabe des Schnappschuss Magazins "Wandel". Tragt euch jetzt hier ein, um diese nicht zu verpassen!
Eine Überflut an Bildern
Die Fotografie unterzieht sich einem stetigen Wandel. Sei es nun die Art, wie man fotografiert, fotografische Stile, Themen oder auch Darstellungen der eigenen Werke. Wir leben in einem von Schnelllebigkeit geprägtem, digitalen Zeitalter. Das Wort „Wandel“ bekommt eine ganz neue Dimension. Wir sind einem Überangebot an Bildern ausgesetzt, vor allem durch Social Media Plattformen, wie Instagram, Pinterest, Flickr und Co. Nahezu jeder Mensch hat gerade in diesem Moment eine Kamera bei sich: das Smartphone. Durch diese Allgegenwärtigkeit, wird die Schnelllebigkeit natürlich unterstützt, da man in jeder Situation und jedem Moment ein Bild machen und direkt auf den Plattformen veröffentlichen kann. So bekommt auch die Kreativität allerdings auch eine ganz neue Dimension. Jeder hat nun die Möglichkeit, seiner Kunst freien Lauf zu lassen und vielleicht eine neue Seite an sich zu entdecken. Momente festhalten, egal wo man ist, große Projekte in unfassbarer Schnelligkeit und Präzision umsetzen: davon lebt heute die Fotografie. Auf der anderen Seite existiert eine Bilderflut und damit auch ein Wandel der Fotografie, den Erik Kessel in seiner Serie „24hrs in Photos“ erforschen und darstellen möchte. Er stellt hierfür die Bilder eines einzigen Tages vor. Erstmals wurde die Serie im FOAM Amsterdam Ende 2011 und Anfang 2012 ausgestellt. Wo einst mit giftigen Chemikalien und stundenlanger Entwicklung gearbeitet wurde um ein fertiges Bild zu erzeugen, so braucht es heute nur einen Knopfdruck. Die Kunst der Fotografie, die einst nur Spezialisten vorbehalten war, steht nun jedem offen. Ist diese Flut mit der damaligen bedachten Fotografie überhaupt zu vergleichen? Oder ist es einfach eine andere Art, Bilder zur Schau zu stellen?
Das Projekt live erleben
„Für ,24hrs in Photos' wollte ich diese überwältigende Bilderflut erforschen und dem Galeriebesucher ein physisches Mittel an die Hand geben, um ihre Weite zu begreifen. Indem ich alle Bilder ausdruckte, die in einem Zeitraum von 24 Stunden hochgeladen wurden, visualisierte ich das Gefühl, in den Darstellungen der Erfahrungen anderer Menschen zu ertrinken. Das Publikum konnte um Berge von Fotografien herumspazieren und sogar über Bilder hinweggehen, mit der Installation interagieren, indem es Bilder aufhebt und sie aus der Nähe betrachtet. Wo die Installation auf den ersten Blick beeindruckend monumental ist, wird diese Erfahrung intimer, wenn die Leute anfangen, die Bilder einzeln zu betrachten.“, sagt Erik Kessels. Durch die Serie werden die Menschen auf den Wandel der Fotografie aufmerksam gemacht. Es soll auf der einen Seite die Schnelllebigkeit und die Überflut an Bildern deutlich machen, aber auch den Wandel der Fotografie, in der sie sich stetig befindet und welcher etwas ganz natürliches und sogar Gutes mit sich bringt.
Über Erik Kessels
Erik Kessels ist ein niederländischer Künstler, Kurator und Kommunikationsdesigner mit großem Interesse an der Fotografie. Er ist seit 1996 Creative Partner der Kommunikationsagentur KesselsKramer in Amsterdam/London. Als Künstler und Kurator hat Kessels über 75 Bücher mit seinen ,wiederangeeigneten' Bildern veröffentlicht: Wonder (2003), in almost every picture (2001-2020), Shit (2018) und Read Naked (2019). Seit 2000 ist er Redakteur des alternativen Fotomagazins Useful Photography und Autor des internationalen Bestsellers Failed It! Er unterrichtete an der Gerrit Rietveld Academy (Amsterdam), Écal (Lausanne), Raffles (Mailand) und an der Amsterdamer Akademie für Architektur, wo er ein Fest des Amateurismus kuratierte.
Kessels machte und kuratierte Ausstellungen wie Loving Your Pictures, Mother Nature, 24HRS in Photos, Album Beauty, Unfinished Father und GroupShow. Er war auch Co-Kurator der Ausstellung From Here on zusammen mit Martin Parr, Joachim Schmid, Clement Cheroux und Joan Fontuberta.
2010 wurde Kessels mit dem Amsterdam Prize of the Arts ausgezeichnet, 2016 wurde er für den Deutsche Börse Photography Prize nominiert. Bis 2019 wurde seine Mid-Career-Retrospektive in Turin, Düsseldorf und Budapest gezeigt, dieses Jahr stellte er im SFMOMA aus. Das Time Magazine nannte ihn "einen visuellen Zauberer" und Voque (Italien) einen "modernen Anthropologen".
Weitere Projekte findet ihr auf seiner Webseite: www.erikkessels.com