
Hands On: Panasonic Lumix DC-S9 - Die Vollformatkompaktkamera aus dem Hause Lumix
Mit der Lumix S9 setzt Panasonic auf eine Kamera, die sich an jeden richten soll: Eine Kamera, welche dir kreative Freiheit bietet. Durch die Möglichkeit, Live LUTs zu verwenden und mit der neuen Lumix APP für dein Smartphone ist die Kamera gerade auch für diejenigen unter euch geeignet, die nicht mehr stundenlang am PC editieren möchten. Lumix setzt bei der S9 auf die bewährte Technik der S5II, das kennen wir auch von anderen Herstellern wie Sony.

Das Gehäuse der Lumix S9
Auch wenn die verbaute Technik der Lumix DC-S5 ii entspricht, hat diese Kamera einige kleinere Änderungen, welche an verschiedene Kameras erinnern. Z. B. der nicht verbaute Sucher, welcher uns an die Nikon Z30 erinnerte und genauso schwenkbar ist wie bei der S5II. Das alleine macht die Kamera erst einmal vielleicht für den klassischen Fotografen unattraktiver, doch sind wir nicht abgeneigt von diesem Ansatz: Je länger man spiegellos fotografiert, desto mehr traut man sich, auch nur noch über das Display zu arbeiten wie mit einer Schachtkamera und auch tiefere oder höhere Perspektiven auszuprobieren. Gerade für Einsteiger ist diese Kamera interessant, die es vielleicht eher gewohnt sind das Bild über ihr Smartphone zu sehen und den Bildausschnitt zu wählen.
Individualität der Kamera
Aber was bringt denn jetzt wirklich den Unterschied? Die S9 ist von der Größe her eine Kamera, die sich eher im Kompaktkamera-Sektor wiederfindet, aber eine Wechselobjektivmöglichkeit bietet und - was die modebewussten Fotografen eher noch interessiert: Es gibt die Kamera auch noch in vier verschiedenen Farben! Ja, wir hatten diesen Trend bereits in der Vergangenheit und Zyniker werden sagen: "Das hat sich damals schon nicht bewährt". Doch Fujifilm zeigt mit seinem Silber, Anthrazit und Schwarz, dass es durchaus einen Markt dafür gibt, Farbe ins Spiel zu bringen.
Wir hatten als Testgerät das blaue Modell der S9, erhältlich ist sie aber in grün (oliv), blau (nachtblau), rot (kaminrot) und schwarz. Die Farben und die Belederung lassen die Kamera sehr edel und schick auftreten, was die Kamera vom Massenmarkt (schwarze Kameras), mal wieder abhebt und die Kamera zum Hingucker macht. Vielleicht nicht perfekt für den Streetfotografen, aber für jemand anderen ein Kaufgrund.

Der neue Button und der fehlende Handgriff
Wenn wir uns jetzt das Gehäuse weiter anschauen, fallen uns zwei weitere Details auf: Der fehlende Handgriff sowie ein neuer Button. Zu ersterem gibt es von SmallRig eine Lösung. Dies ist sicherlich nicht perfekt für die Fotografie mit größeren Teleobjektiven, doch gerade in der Verwendung mit einem Reiseobjektiv, wie dem Lumix 28-200, ist es eine interessante Kombination. In Anbetracht der Zielgruppe, können wir das Panasonic doch nicht krumm nehmen.
Spannend ist der neue Button mit dem treffenden Namen LUT. Hierüber lassen sich die hinterlegten LUTs auswählen, welche man über das Smartphone mit der neuen Lumix LAB App transferieren und auch eigene Luts erstellen kann, dazu später im Detail mehr.
Die Lumix S9 kann mehr LUTs verwalten als die S5II. Was auch sinnvoll ist, wenn man mit der Kamera gerade die Bildbearbeitung für Fotografen minimieren und den Teilenprozess im Wesentlichen beschleunigen will. Auch reduziert wurden die Einstellräder. Hier verfügt die S9 nur über eines und nicht mehr zwei, wie es bei der S5II/S5IIx der Fall ist. Generell erinnert uns der Look and Feel dieser Kamera doch sehr an die Leica Q-Serie und fühlt sich auch teilweise genau so an. Hier kommt sicherlich auch die L-Mount Allianz mit zum Tragen, was natürlich Leica und Panasonic vieles ermöglicht. Gerade bei der L2-Technologie arbeiten beide eng zusammen, was ein Vorteil für beide Seiten ist.

Exkurs für LUTs gefällig?
Wir hatten bei unseren Foto Tagen Fabian Grell zu Gast, welcher viel darüber erzählt hat, wie man LUTs verwenden kann und wie man dieser evtl. feinjustiert. Wenn du die Zeit gerade hast, dann nutze sie und lerne etwas über mehr LUTs und die Lumix Vollformatkameras.
Panasonic Lumix DC-S9 + Lumix S 20-60mm f/3,5-5,6 schwarz
- 24 Megapixel
- Schneller & zuverlässiger Autofokus
- Schwenkbares Display
- Open Gate Video
- Kleiner und kompakter Body
- LUTs Schnellauswahl

Die technischen Daten der Lumix DC-S9
Hier ist im Wesentlichen nicht viel zu sagen, denn das Meiste haben wir damals bereits in unserem Review zur Lumix S5II erzählt, weswegen wir hier auch noch einmal auf unseren Testbericht an dieser Stelle verweisen:
Doch gibt es durch den fehlenden Lüfter bei dieser Kamera dann doch ein paar Einschränkungen, die aber nicht den Foto-, sondern eher den Videobereich betreffen. In Anbetracht der Tatsache, dass diese Kamera gerade für Social-Media-Content Creator interessant sein kann, sind diese Einschränkungen nicht ganz unwesentlich. Denn die Aufnahmezeit der Kamera ist limitiert und kommt mit einer Zeitlimitierung von 20min bei Full-HD, von maximal 15min bei 4K und von 10 Minuten bei 5,9K & 6K. Wer Open Gate an dieser Kamera nutzen möchte, der kann dies hier in 3,8K tun, mit dem neuen Videoformat MP4-Lite. Darauf kommen wir an anderer Stelle noch einmal zurück.
Der IBIS und die elektronische Bildstabilisierung sind bei dieser Kamera ein wahrer Traum. Wir würden sogar sagen: Ein solcher Traum, dass sie für die meisten Situationen einem Gimbal das Wasser reichen kann und ihn im Rucksack obsolet macht. Fans der Lumix S Serie kennen die Stabilisierung bereits vom letzten Firmware Update. Neu im Videobereich ist der Digitale Zoom, welcher sich dazuschalten lässt. Dieser schaltet sich Smooth und angenehm dazu und schneidet in das Bild. Das ist ein Feature, was wir auch gerne nutzen.
Auch der geliebte High-Res Modus mit 96MP ist mit an Board und auch andere professionelle Features wie Dual Gain, Verschlusszeit über Winkel (180°) und Co, sind mit dabei. Worauf die Kamera verzichtet hat, ist ein zweiter SD-Kartenslot, aber die Kamera verwendet auch denselben Akku der G9II und den der S5II.

Der Autofokus der Lumix DC-S9
Ist auf dem modernen Stand der Technik und sehr treffsicher! Er muss sich nicht mehr hinter dem der anderen Hersteller verstecken. Er ist baugleich und technisch auf demselben Stand wie bei der S5II. Er arbeitet schnell und präzise, ob Mensch, Tiere oder Fahrzeuge: Die Kamera unterstützt dich hier als Fotografen oder auch beim Filmen sehr zuverlässig.
Endlich die neue App Lumix LAB
Wir haben es vorher angeteasert und im Inhaltsverzeichnis auch aufgelistet. Kommen wir zur Lumix LAB App, welche das Produkt abrundet, die sich zum Zeitpunkt unseres Tests natürlich noch in der Beta befindet und daher noch nicht in der finalen Version vorliegt.
Open Gate & MP4-Lite
Wie auch die S5II ist die Lumix S9 in der Lage Videos mit dem Open Gate zu filmen. Vereinfacht gesagt, wird hier beim Filmen der gesamte Sensor deiner Kamera beim Filmen ausgelesen und nicht nur der 16:9 Teil des Sensors deiner Kamera. Also, wie in der Fotografie, in 3:2. So hat man ein paar Pixel mehr in der Höhe, wenn man daraus noch eine Hochformat-Aufnahme schneiden möchte. Doch sicherlich weißt du das bereits alles, weil du unseren Blogartikel dazu gelesen hast! Wenn nicht, dann wirds aber Zeit:
Doch das alleine ist in der Lumix-Welt ein alter Schuh, aber der Videocodec "MP4-Lite" ist eine Neuheit im Lumix Universum. Er ist 40% kleiner als der bisher normale MP4 Codec. Das hat einen charmanten Beigeschmack: Er lässt sich auch sehr viel schneller übertragen, und zwar in die neue APP, ganz ohne Kabel! Sind dein Smartphone und die Kamera gekoppelt, dann wird es spannend und die Magie beginnt.
Deshalb kann man hier nun über das Smartphone die MP4-Lite Clips auswählen und direkt aufs Handy übertragen und sogar dort schneiden und bearbeiten. Dabei ist es möglich, die Helligkeit und Tonkurven anzupassen und Effekte wie Körnung und Vignette zu ergänzen. Besonders spannend wird es bei den Clips, die in 3,8K OpenGate gefilmt wurden. Denn diese können direkt zugeschnitten und in den verschiedenen Formaten wie Instagram-Stories oder andere Social Media Formate verwendet werden.
Das Ganze hat vielleicht für den Profi einen Beigeschmack, wenn man das "Lite" auf die Waage legt. Denn es lässt eine schlechte Videoqualität vermuten. Die Kamera zeichnet allerdings in diesem Codec mit 4:2:0 10-Bit Farbsampling und mit 50 MB pro Sekunde auf, was vollkommen ausreichend für die verschiedensten Social-Media-Plattformen und den privaten Gebrauch ist. Damit aber nicht genug...
Real Time LUTs
Mit den Real Time LUTs hat Panasonic sich einen Namen gemacht. Aber was genau sind eigentlich LUTs? LUTs sind Tabellen, in denen Informationen zu Farben, Kontrasten und Helligkeitswerten hinterlegt sind. Diese dienen quasi als Presets, in etwa wie die Filmsimulations-Geschichte von Fujifilm. Diese Luts werden in der Regel erst in der Nachbearbeitung angewendet. Mittlerweile sind viele Kameras durchaus in der Lage den LUT darzustellen. Lumix kann diese nun während des Fotografierens und Filmens anzeigen und sogar speichern. Das ist ein Alleinstellungsmerkmal von Lumix, das kann bis jetzt keine andere Marke!
Jetzt stellt sich die Frage: Wie bekomme ich die Fotos mit meinen gewünschten Looks auf die Kamera? Genau, über dein Smartphone; bei der S5II geht es bisher nur über die Speicherkarte. Das ermöglicht dir, die Lumix Lab App und stellt dir dabei sogar noch eine große Bibliothek verschiedenster Looks zur Verfügung, die du einfach verwenden und auf deine Kamera ziehen kannst. Und so bist du schnell und einfach nach der Anleitung in der Lage, die Looks selbstständig anzuwenden.
Du hast keine Lust, deine Fotos/Videos direkt in der Kamera zu bearbeiten, sondern lieber später am Handy? Das ist auch kein Problem, auch nachdem übertragen kannst du die Bilder und Videos im Anschluss dann mit einem LUT bearbeiten.
Fazit:
Die LUMIX S9 ist eine Lifestyle-Kamera. Und zwar durch und durch! Alles ist darauf ausgelegt, so schnell und einfach wie möglich, qualitativ hochwertige Fotos und Videos zu erstellen, zu bearbeiten und auch direkt zu teilen. Die Kamera ist hochwertig verarbeitet und auch kompakt genug, um immer mit dabei zu sein.
Sie richtet sich nicht unbedingt an den professionellen Fotografen oder Filmer und auch nicht unbedingt an Content-Creator mit aufwendigen Produktionen, sondern eignet sich eher für den privaten Gebrauch, den nächsten Städtetrip oder auch als Zweitkamera.
Das soll aber nicht heißen, dass die Kamera nicht extrem fähig ist. Panasonic hat nur für den professionellen Einsatz mit der S5 II und S5 IIx andere Kameras. Die S9 hat so ein bisschen die Zielgruppe einer Leica Q3 oder Fujifilm X100VI, nur halt mit einzigartigen Features, wie den Echtzeitluts, wechselbaren Objektiven und einer verdammt guten Smartphone-App.
Die Kamera ist unserer Meinung nach auch enorm fair bepreist. Mit 1.699 Euro UVP ist sie günstiger als die S5 II und die war schon das Preis-Leistungs Highlight der vergangenen Jahre.
Viele Abstriche muss man hier im Vergleich zur S5 II auch gar nicht machen und die Wahl des passenden Objektivs fällt beim L-Mount mittlerweile auch alles andere als schwer!