Martin Schoeller Ausstellung NRW Forum Düsseldorf
Lesezeit: 3 Minuten - 28. Februar 2020 - von Joana Kritiotis
„Heutzutage leben Fotos für immer im Internet weiter und die Menschen machen sich große Sorgen um ihr Image. Sie haben Angst, dass es irgendwelche peinlichen Fotos gibt, in denen sie schlecht aussehen. Deswegen wird mein Leben jeden Tag immer schwieriger und schwieriger, weil Magazine mehr Macht verloren haben. Pressesprecher verhindern oft das ,richtig Fotos machen'...deswegen machen jetzt mehr Modefotografen Portraits für Magazine und die Menschen sehen gar nicht mehr aus wie sie wirklich aussehen.“, sagte Martin Schoeller gestern.
Wir durften die Ausstellung vor der offiziellen Eröffnung mit Begleitung des Fotografen besuchen und viel über die Stories hinter den ausdrucksstarken Portraits erfahren.
Seine Werke geben ein Gefühl der Vertrautheit und der Gleichberechtigung. Seine Arbeit bringt alle Menschen auf eine gleiche Ebene. Jeder mag anders aussehen, doch alle haben die gleichen Bedürfnisse für ein schönes Leben. Martin Schoellers Serien dokumentieren viele Menschen verschiedener Gruppen in der amerikanischen Gesellschaft wie Hollywoodstars, Politik-Berühmtheiten, Drag Queens, Obdachlose, Zwillingspaare oder auch die besten Bodybuilderinnen der Welt. Er setzt jede einzelne Person ins gleiche Licht vor seine Kamera und schafft es ihre echte Persönlichkeit einzufangen und darzustellen. Egal welche Kleidung sie an haben, ob und wie viel Schminke aufgetragen ist, ob alles glitzert oder total natürlich ist - Der Mensch ist so abgebildet, wie er ist und auch sein will.
Die Aufnahmen sind roh, real, ehrlich, sehr persönlich und rufen bei dem Betrachter Emotionen hervor.
Speziell für diese Ausstellung hat Martin Schoeller die Werkreihe „Death Row Exonorees“ gestartet. Es sind Video-Portraits von freigesprochenen Todeszelleninsassen, die ihre unglaublichen Geschichten teilen. Personen, die von Martin interviewt und in seinem erkennbaren Close-Up Bildformat gefilmt wurden. Es ist nicht leicht die Stories zu hören und in die übergroßen Gesichter auf der Leinwand zu schauen.
Bei jedem Portrait entstehen Fragen beim Betrachter. In der Serie Close Up, in der viele Hollywoodstars, Berühmtheiten und zwischen Julia Roberts, George Clooney sogar Angela Merkel und Barack Obama fotografiert sind, fehlt einem der gewohnte Star-Look!
„Jack Nicholson hab ich bei ihm zuhause fotografieren dürfen. Da kam er mit einer Clownsnase an. Mit so einer roten Clownsnase. Seine Pressesprecherin sagte – Jack what are you doing? (Jack was machst du da?) und er meinte – Wieso? Was denn? Was denn? Er hat so getan als wäre es ganz normal und hat sich halb schief gelacht. Er fand es sehr lustig. Da haben wir erstmal Bilder mit der Clownsnase gemacht und ich musste ihm diese ausreden. Normalerweise versucht man eine Clownsnase einzureden.“, sagte Martin bei seiner Führung.
Auf die Frage, wie lange er für ein Bild brauche, meinte er: „Bei Angela Merkel hatte ich 5 Minuten. Das ist so das Minimum eigentlich. Da macht man vielleicht 30 Belichtungen, drei Rollen Film...aber am liebsten sind fünfzehn Minuten. Nach fünfzehn Minuten passiert dann auch nichts mehr...“
Schoeller erzählte auch von seiner letzten Ausstellungseröffnung in Essen (Survivors Serie). Dort fragte er die Bundeskandslerin Angela Merkel, wie ihr ihr eigenes Foto gefällt. Sie meinte: „Ist nicht eins meiner Lieblingsbilder“. Dann meinte der Fotograf, dass sie es nochmal machen sollten. Doch sie antwortete: „Schoeller, Sie kriegen mich nie wieder.“
Bei allen Bidlern der Serie ist eine Sache sehr ähnlich: Alle schauen ohne genauen Gesichtsausdruck in die Kamera, als hätten sie nichts mehr zu sagen. Sie schauen und hören nur zu. Am liebsten würde man ihre Gedanken lesen können oder sie zu irgendeiner Reaktion bringen.
Im Gegensatz dazu stehen die zahlreichen, bunten Bilder der Drag Queens Serie ganz anders da.
Der Fotograf Martin Schoeller war auch schonmal bei uns im Schnappschuss Magazin no.57. Die Ausgabe dazu können Sie hier finden und lesen.
Die Ausstellung läuft vom 28. Februar bis zum 17. Mai 2020 im NRW-Forum Düsseldorf. Wir können einen Besuch nur empfehlen.
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