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Die Milchstraße richtig fotografieren

Lesezeit: 7 Minuten - 07. April 2020 - von Delil Geyik

Sony A7 III | Carl Zeiss 55mm 1.8 | Fornax Mounts LighTrack Vordergrund f8, 25 Sekunden, ISO 200 | Hintergrund f3,5, 2 x 120 Sekunden | ISO 800

Wer in Mitteleuropa nachts an seinem Wohnort die Sterne betrachten möchte, wird wahrscheinlich nur eine Handvoll entdecken. Ich zeige Ihnen, wie Sie gleich die gesamte Milchstraße auf Ihren Fotos verewigen können. Landschaftsfotos sollen in erster Linie eines: faszinieren. Wenn der Blick des Betrachters sich in der Weite des Motivs verliert und er zu träumen anfängt, hat der Fotograf sein Ziel erreicht. Das gelingt natürlich nicht nur am Tag, sondern auch in der Nacht, wenn ein Sternenmeer den Himmel bedeckt. Die Milchstraße, auch Galaxis genannt, stellt dabei ein besonderes Highlight für Fotografen, Romantiker und Wissenschaftler dar - und das schon seit Tausenden von Jahren. Bereits der Name Galaxis deutet auf eine lange Geschichte der Sternenbeobachtung. Denn er leitet sich vom griechischen Wort ?gála" ab, das so viel wie Milch bedeutet. Die antiken Griechen glaubten nämlich, dass sich am Himmel eine Art göttlicher Milchstrom befände. 1609 erkannte dann erstmals der Universalgelehrte Galileo Galilei, dass die Milchstraße aus unzähligen Sternen besteht: Astronomen schätzen, dass in dem glühenden Band am Himmel etwa 100 bis 300 Milliarden Sterne funkeln.

Sony Alpha 7 ||| ZEISS Batis 18mm 2.8 Hintergrund: Blendenzahl: F2.8 Belichtungszeit: 30 Sek ISO 1200 Vordergrund Blaue Stunde: Blendenzahl: F3.5 Belichtungszeit: 30Sek ISO 2000 Brennweite: 18mm

Wo finden Sie die Milchstraße?

Auch dieses Jahr wird das Zentrum der Milchstraße wieder am Horizont erscheinen, und zwar auf der Nordhalbkugel. Sie können es dann zwischen März und September beobachten. Wie lange die Galaxis über dem Horizont steht, hängt vom jeweiligen Längen-und Breitengrad Ihres Standortes ab. Als beste Beobachtungszeit bietet sich aber der Sommer an. Hier zieht die Milchstraße von Norden nach Süden und es sind dann auch die Sternenbilder Perseus, Kassiopeia, Schwan, Adler und Schütze zu sehen, Wo genau am Firmament Sie die Galaxis und die Sternenbilder entdecken können, finden Sie mithilfe von digitalen Planetarien wie Stelarium heraus. Die kostenlose Software mit ihrer Datenbank von ca. 600.000 Sternen ermöglicht es Ihnen, die Milchstraße und einzelne Sterne gezielt zu orten und so lhr Astro-Shooting zu planen. Die Software gibt es im Übrigen auch als kostenpflichtige App für Android und iOS, so ist die Ortung auch unterwegs kein Problem.

Verlängert man eine Gerade um ca. den 5fachen Abstand zwischen Beta und Alpha am großen Wagen, so gelangt man in die Nähe des Polarsterns. Verlängert man eine Gerade durch den mittleren Stern (Alioth) des Großen Wagens durch Polaris, gelangt man ziemlich genau zum mittleren Stern des Sternbilds Kassiopeia (Navi). Kassiopeia liegt in ihrer Längsausrichtung direkt in der Milchstraße.

Delil Geyik

Lichtverschmutzung und Wetter

Um die Milchstraße beobachten zu können, ist eine dunkle Umgebung beziehungsweise ein Himmel ohne Lichtverschmutzung das wichtigste Kriterium. Hilfreich ist etwa die App »Planit! for Photographer« , welche die Stärke der Lichtverschmutzung für ausgewählte Regionen anzeigt. Gleichzeitig können Sie mit ihr feststellen, wann die Neumondphase beginnt. Denn der Mond reflektiert das Licht der Sonne und erschwert das Beobachten der Milchstraße. Abgesehen von ihren starken Features für die Milchstraßen-Fotografie ist Planit eine Allrounder-App für Landschaftsfotografen. Doch auch das Wetter spielt bei der Milchstraßen-Fotografie eine entscheidende Rolle. Schließlich benötigen Sie freie Sicht auf die viele Lichtjahre entfernten Sterne, und da stören vorbeiziehende Wolken. Das Wetter lässt sich nicht ändern und Sie können nur Wetterkarten studieren und auf den richtigen Moment warten. Die besten Apps für Fotografen, Gerade in der Astrofotografie sollten sich Fotografen gut auf ihr Shooting vorbereiten. Diese beiden Programme helfen dabei.

Planlt! for Photographers ist eine kostenpflichtige App für iOS und Android. Mit rund 10 Euro erscheint sie eher teuer. Doch es steckt einiges in der App drin: So kann man sich die Lichtverschmutzung und den Sonnen und Mondverlauf anzeigen lassen. Stellarium ist ein quelloffenes Planetarium für Ihren Rechner. Es zeigt einen realistischen 3D-Himmel, so wie man ihn mit bloßem Auge, Fernglas oder Teleskop sehen kann. Die Software gibt es kostenlos für Linux, Mac und Windows auf stellarium.orq oder kostenpflichtig als App für iOS und Android. Alternativ kann die Webseite: lightpollutionmap.info ebenfalls Informationen liefern.

Welche Kamera benötigen Sie?

Um die Milchstraße auf den Sensor zu bannen, gilt es also an einem Ort mit freiem Blick und wenig Lichtverschmutzung zu fotografieren. Normalerweise würde man nun mehrere Minuten belichten, damit das schwache Licht der Sterne auf dem Foto sichtbar wird. Allerdings dreht sich die Erde während der Belichtung weiter und die Himmelskörper fangen auf dem Foto an zu verschwimmen. Insofern ist eine Kamera, die auch bei hohen ISO-Werten wenig Rauschen produziert, von Vorteil. Sie können für eine stärkere Lichtempfindlichkeit die ISO erhöhen und so die Belichtungszeit auf eine 1/4 oder gar 1/125 Sekunde verkürzen, übertreiben sollten Sie es mit dem ISO-Wert aber nicht, denn irgendwann fängt jede Kamera zu rauschen an. Und je stärker das Rauschen, desto weniger Details zeigt die Aufnahme.

Lichtstarke Objektive verwenden

Um einen möglichst großen Bereich des Nachthimmels auf den Chip bannen zu können, empfehle ich ein lichtstarkes Weitwinkelobjektiv. Außerdem sorgt ein Weitwinkel für schärfere Bilder. Wie eben erwähnt, wandern die Sterne aufgrund der Erdrotation scheinbar über den Nachthimmel. Und je größer die Brennweite, desto stärker dieser Effekt. Während Sie bei 16 mm (KB) und einer Belichtungszeit von zwei Sekunden kaum Bewegungen auf dem Foto werden erkennen können, wird bei 200 mm (KB) die Bewegung eindeutig sichtbar. Somit können Sie mit einem Weitwinkel auch länger belichten, da die Bewegungen der Sterne nicht sofort sichtbar werden. Achten Sie zudem darauf, dass Sie ein sehr lichtstarkes Objektiv einsetzen. Denn je weiter Sie die Blende öffnen können, desto mehr Licht erreicht den Sensor. Dadurch können Sie wiederum kürzer belichten und vermeiden Bewegungsunschärfen durch die wandern- den Sterne. Anfangsöffnungen von f/2,8 sollten es mindestens sein.

Falsche Belichtung | Fokus sitzt nicht F2.0, 8 Sekunden, ISO 2400, Sigma Art 24mm 1.4
Optimale Belichtung | Richtig Fokussiert F2.0, 8 Sekunden, ISO 2400, Sigma Art 24mm 1.4

Knackscharfe Milchstraße

Um Sterne möglichst scharf abzubilden, ist ein stabiles Stativ unverzichtbar. Dessen Bauart und Ausführung sollten garantieren, dass es selbst bei Wind während bei Belichtungszeit von 30 Sekunden absolut sicher steht. Zusätzlich können Sie einen Fernauslöser verwenden, um Ihre Kamera zum Auslösen nicht berühren zu müssen. Unbedingt erforderlich ist er nicht, denn im Grunde besitzt jede Kamera eine integrierte Selbstauslöse-Funktion. So vergeht nach dem Drücken des Auslösers eine kurze Zeitspanne, ehe die Kamera dann das Bild macht. Des Weiteren kommt es für scharfe Bilder auf das Fokussieren an, das immer manuell erfolgen sollte. Schalten Sie dazu die Live-View-Funktion Ihrer Kamera ein und zoomen Sie auf einen hellen und auffälligen Stern. Nun drehen Sie langsam am Fokusring. Die Große des Sterns sollte sich daraufhin verändern. Da die richtige Schärfe irgendwo zwischen klein und groß liegt, lassen Sie sich Zeit beim Fokussieren und drehen Sie nur langsam am Ring, bis die perfekte Schärfe gefunden ist. Zoomen Sie anschließend im Live View wieder heraus. Sieht Ihr Displaybild dann wie das Foto links oben aus, sitzt der Fokus noch nicht. Sieht es hingegen wie beim unteren Beispielbild aus, können Sie sich ans Fotografieren machen.

Kamera Voreinstellung / Kameraeinstellungen

1. Spiegelvorauslösung: Um sogar kleinste Verwacklung zu vermeiden, aktivieren Sie bei einer DSLR die Spiegelvorauslösung. ?
2. Bildstabilisator: Wenn Sie mit einem Stativ arbeiten, ist der Bildstabilisator in der Kamera sowie der im Objektiv überflüssig. Schalten Sie also beide ab.
3. Rauschunterdrückung: Um längere Wartezeiten zwischen zwei Fotos zu vermeiden, schalten Sie die kamerainterne Rauschuntedrückung bei Nacht immer aus. ?
4. Autofokus: Um trotz der schwierigen Lichtverhältnisse bei Nacht die volle Kontrolle über die Schärfe des Bildes zu erlangen, schalten Sie den Autofokus aus und fokussieren manuell.
5. RAW-Format: Um später die bestmögliche Nachbearbeitung erzielen zu können, fotografieren Sie immer im RAW-Format. Denn in einer RAW-Datei gehen keine Bildinformationen verloren.
6. Manueller Modus: Nehmen Sie bei der Astrofotografie immer alle Einstellungen manuell vor. Verwenden Sie daher den Modus »M«.

Mit folgenden Einstellungen starten

Stellen Sie für das erste Foto Ihre Kamera auf ISO 3.200 und wählen Sie dann eine Blende von f/2,8 oder offener. Da auf den Belichtungsmesser unter solch schwierigen Bedingungen kein Verlass ist, beginnen Sie am besten mit zwei Sekunden Belichtungszeit und machen ein Testfoto. Fällt es zu dunkel aus, verlängern Sie die Belichtungszeit oder erhöhen die ISO. Ist es zu hell, dann stellen Sie eine kürzere Belichtung ein. Auf diese Weise können Sie sich an die perfekte Belichtung herantasten. Fotografieren Sie zudem immer im RAW-Format. Dann lässt sich im Nachhinein der Weißabgleich noch anpassen und bis zu einem gewissen Grad auch die Belichtung korrigieren. Finale Ausarbeitung der Bilder Die Raw-Dateien sehen oftmals nebulös aus und wie bei jeder Bildbearbeitung hat der Anwender die Gestaltungsfreiheit. Wer seine Bilder dem nächtlichen Szenario nachempfindet, bevorzugt eher eine dezente Farbgebung. Wer sich allerdings mit plakativen Szenen der Öffentlichkeit präsentieren möchte, kommt nicht umhin, an den Reglern für Kontrast, Farbe und Sättigung zu drehen. Wichtig: Ihnen muss das Bild gefallen, da ist es durchaus auch erlaubt, etwas mit den Farben zu spielen.

Weitere Bilder von Delil Geyik, findet ihr auf seiner Webseite, Instagram oder Facebook-Kanal.

 

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