Eine besondere Gruppe schräger Vögel
Aus dem aktuellen Schnappschuss: "Humor"
Spaß bildet den Mittelpunkt in Steve Bests Arbeit. Als Komiker und Fotograf besitzt er einen großen Trumpf und erhält Zugang zu sonst verborgenen Momenten. Er entführt uns in die Welt des Entertainments, zeigt das Drumherum und macht die Comedyszene persönlich. Seine daraus resultierende Serie COMEDIANS gibt es auch als Bildband, dessen zweiter Teil jetzt erschienen ist.
„COMEDIANS ist eine 10-jährige Reise, in der ich meine Kollegen auf und hinter der Bühne begleitet habe.“
Was möchtest du mit deiner Serie COMEDIANS zeigen?
COMEDIANS ist eine 10-jährige Reise, in der ich meine Kollegen auf und hinter der Bühne begleitet habe. Viele Menschen sehen sich Comedians von den Zuschauerplätzen an, aber kaum jemand hat Backstage-Zugang, um die Momente vor und nach dem Auftritt zu erleben, sowie zu allem, was sonst noch zwischendrin passiert. Ich möchte, dass man das Lachen, die Nervosität und auch die Freundschaften sieht, die zwischen dieser ganz besonderen Gruppe von schrägen Vögeln besteht.
„Ich möchte, dass man das Lachen, die Nervosität und auch die Freundschaften sieht...“
Gibt es Gründe, warum du speziel die britische Comedyszene fotografierst?
Die britische Comedyszene ist alles, was ich in meiner Karriere je kannte, sowohl als Komiker als auch als Fotograf. Ich habe seit über 25 Jahren nie einen anderen Beruf ausgeübt. Es gibt viele fotografische Dokumentationen über die Rock'n'Roll- und Theaterszene, aber meines Wissens hat nie jemand die Comedyszene dokumentiert. Vielleicht liegt es am fehlenden Zugang, da es wriklich schwer ist, in diese Gruppe hineinzugelangen, wenn du nicht selbst dazugehörst.
Wie schaffst du es, immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein und diese unverfälschten Fotos zu machen?
In den letzten Jahren bin ich selbst aufgetreten und habe mich mit vielen Comedians angefreundet. Sie kennen mich also eher als Comedian statt als Fotograf. Wenn ich Backstage bin, bin ich einer von ihnen und kann mich ungezwungen mit ihnen unterhalten und scherzen. Ich genieße uneingeschränkten Zugang und vollkommene Akzeptanz in dieser Welt. Ein großer Vorteil, den nicht viele Fotografen haben.
Ich benutze seit langer Zeit die Fujifilm X-Serie mit Festbrennweiten, die normalerweise sehr klein und unaufdringlich sind. In letzter Zeit verwende ich ebenfalls eine Leica Q, die sogar noch kleiner und fast lautlos beim Fotografieren ist. Dadurch bin ich als Fotograf fast unsichtbar. Auf der Bühne weiß ich, wann die Pointen kommen und das Lachen losgeht. So bin ich immer für den richtigen Moment bereit. Über die Jahre habe ich auch gelernt, wie ich meine Fotos dramatischer gestalten kann. Ich mag es nicht besonders, von den Zuschauerplätzen zu fotografieren, weil das Foto dadurch etwas eindimensional werden kann und auch von jemandem im Publikum hätte gemacht werden können. Mein Zugang erlaubt es mir, von Standpunkten zu fotografieren, die für die Zuschauer nicht zugänglich sind. Oftmals fotografiere ich seitlich direkt auf die Bühne und gegen das Licht, um einen dramatischen Effekt zu erzielen.
Warum fotografierst du ausschließlich in Schwarz-Weiß?
Schwarz-Weiß-Fotos sind zeitlos. Für mich betont garade Schwarz-Weiß die Atmosphäre hinter der Bühne. Besonders die Lichtverhältnisse dort sind nicht immer ideal und die hohe ISO-Zahl sowie das damit begleitende Rauschen heben die Stimmung in Schwarz-Weiß viel besser hervor, als es in Farbe der Fall wäre. Auf der Bühne ist besonders das strahlend weiße Scheinwerferlicht in Kontrast zu den Schatten wunderschön.
Macht es mehr Spaß, mit Comedians zu arbeiten als mit Nicht-Comedians?
Comedians sind das, was ich kenne und was ich bin. Ich fotografiere auch andere Menschen, was mir wirklich Freude bereitet, aber ich habe schon eine besondere Affinität und Kameradschaft mit dieser speziellen Gruppe Exoten. Mir macht es immer noch Spaß, selbst auf die Bühne zu gehen, aber hinter der Kamera spüre ich noch einen Funken mehr Begeisterung.
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Steve Best