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Zwischen Nähe und Distanz

Bildschöne Malereien oder kunstvolle Fotografien? Tom Hegen fasziniert mit seinen Werken und zwingt uns förmlich zur längeren Betrachtung. Doch hinter seinen Luftaufnahmen steckt mehr als eine bezaubernd abstrakte Welt. Beitrag von Tom Hegen aus dem Schnappschuss No. 61

Im Winter 2014 besuchte ich im Deutschen Museum in München die Ausstellung „Willkommen im Anthropozän“. Eigentlich war ich nur neugierig. Den Begriff hatte ich vorher noch nie gehört: Geologen arbeiten an der Definition einer neuen erdgeschichtlichen Epoche – dem Anthropozän. Also das Zeitalter der Menschen, das zum wichtigsten Faktor für die biologischen, geologischen und atmosphärischen Prozesse auf der Erde geworden ist. In dieser Ausstellung wurden Satellitenaufnahmen unserer Erde gezeigt, die den Eingriff des Menschen in die Natur in riesigen Dimensionen deutlich machten. Die Ausstellung hat mich fasziniert und schockiert. Und nachhaltig geprägt.

„Höhe schafft Übersicht, Übersicht erleichtert Einsicht und Einsicht erzeugt – vielleicht – Rücksicht."

Die Serie „The Salt Series“ zeigt die Gewinnung von Meersalz in Südeuropa

Ich wollte mich dem Thema „Anthropozän“ mit meinen eigenen fotografischen Mitteln nähern. So kam ich zum Medium des Luftbildes. Georg Gerster, ein Pionier der Flugbildfotografie, schrieb über das Flugbild: „Höhe schafft Übersicht, Übersicht erleichtert Einsicht und Einsicht erzeugt – vielleicht – Rücksicht.“ Meine Arbeit knüpft an diesen Ansatz an. Ich dokumentiere den Einfluss des Menschen auf unsere Natur durch die Luftbildfotografie. Dabei nutze ich in meinen Bildern Abstraktion und Ästhetisierung als Stilmittel, um Menschen zu inspirieren und ihnen Zugang zu Umweltfragen zu geben. Meine Aufnahmen sind auf den ersten Blick ästhetisch schön, teilweise wie Gemälde. Auf den zweiten Blick - und gerade auch durch die Verbindung zwischen Fotografie und Hintergrundinformationen - wird aber deutlich, dass das Abgebildete nicht unbedingt gut für unsere Umwelt ist. Mit dem Kontrast der Ästhetisierung der menschengemachten Landschaften arbeite ich sehr gerne. Er gibt dem Betrachter einen Zugang zu Themen, die er unter Umständen nicht beachten würde. Auf diese Weise versuche ich, auf Umweltthemen aufmerksam zu machen und unser Bewusstsein für unser Ökosystem zu schärfen.

In den letzten drei Jahren habe ich an einem Langzeitprojekt und dem nun veröffentlichten Bildband mit dem Titel „Habitat“ gearbeitet. Der Bildband zeigt durch den Blick von oben, wie der Mensch seinen Lebensraum prägt. Die Aufnahmen stellen die Entwicklung der Zivilisation vom Beginn der Landwirtschaft über den Abbau von Rohstoffen bis zur modernen, mobilen und vernetzten Gesellschaft dar. Das Projekt wurde bereits mit einigen Foto- und Designpreisen ausgezeichnet – darunter dem German Design Award, dem RedDot Design Award, dem International Photography Award oder dem European Design Award – und ist in Ausstellungen zu sehen.

Seit einigen Jahren arbeite ich nun an Fotostrecken, die sich mit einem konkreten Umweltthema beschäftigen. Das sind beispielsweise die Gewinnung von Meersalz in Südeuropa (The Salt Series), die Folgen des Braunkohleabbaus in Deutschland (The Toxic Water Series) oder die industrielle Kultivierung von Pflanzen in den Niederlanden (The Tulip Series). Auf diese Weise möchte ich unserer Gesellschaft den Spiegel vorhalten und zeigen, welche Auswirkungen unser Konsumverhalten auf unsere Umwelt haben kann.

Durch Abstraktion und Ästhetisierung Menschen Zugang zu Umweltfragen geben.

Im letzten Jahr reiste ich in die Arktis und setzte dort ein Projekt über die Auswirkungen der globalen Erderwärmung und ihre Folgen für das arktische Eisschild um. Die Oberfläche des grönländischen Eisschildes ist keine durchgehende Eisdecke mehr. Sie ist vielmehr wie ein Schweizer Käse, bedeckt mit Tausenden von saisonalen Flüssen und Seen, durch die Schmelzwasser über das Eis fließt, in das Eis eindringt und schließlich im Meer mündet. Das Schmelzwasser aus dem Inlandeis trägt erheblich zum Anstieg der Meeresspiegel bei, was weitreichende Folgen für große Teile der Weltbevölkerung haben wird. Das Projekt trägt den Titel „Zwei Grad Celsius“, welcher auf das Pariser Klimaabkommen aus dem Jahr 2015 zurückzuführen ist. Letztendlich bringe ich den Betrachtern unseren Lebensraum durch einen entfernten Betrachtungsabstand näher. Wenn wir den Planeten, auf dem wir leben, besser verstehen, werden wir ihn vielleicht in Zukunft auch nachhaltiger nutzen und gestalten. Wir haben nur diese eine Erde. Deshalb sollten wir sie achten, schützen und erhalten, solange das noch möglich ist. Über das Wissen, die Technologien und die Kraft dazu verfügen wir. Fangen wir jetzt damit an!

Infos und mehr Werke des Künstlers:

Tom Hegen www.tomhegen.de/fotodesign
Facebook: www.facebook.com/tomhegen
Instagram: @tomhegen.de


Magazin "Schnappschuss"

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