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Schnappschuss: The Power to Change von David Tesinsky

Lesezeit: 6 Minuten - 1. Mai 2020 - von Niels Stiefeling im Interview mit David Tesinsky

Es gibt Fotografen, die es sich zur Aufgabe machen, aktuelles Zeitgeschehen festzuhalten. Inspirierende Bilder aus Deutschland, Japan, dem Iran und weiteren Ländern.

Foto von David Tesinsky

Reportagefotografie in der visuellen Welt

Die Fotografie kann den verschiedensten Zwecken dienen. Manche Fotografen haben sich darauf spezialisiert, besondere persönliche Momente wie Hochzeiten für die Ewigkeit festzuhalten. Andere machen es sich zur Aufgabe, Menschen in das rechte Licht zu rücken, um bei der nächsten Bewerbung besonders positiv in Erinnerung zu bleiben. Vielleicht möchte man auch einfach ein schönes Bild von sich oder seinen Liebsten besitzen und an die Wand hängen.

Es gibt allerdings auch andere Bereiche der Fotografie. Es gibt Fotografen, die es sich zur Aufgabe machen, aktuelles Zeitgeschehen festzuhalten. Sie möchten auf Missstände oder Regionen hinweisen, die Aufmerksamkeit verdienen. Denn unsere Welt ist eine mehr und mehr visuelle. Informationen werden zunehmend über Bilder und kleine, gut verdaubare Portionen verteilt. Die Zahl aktiver Zeitungsleser geht immer weiter zurück, während digitale Medien auf einem endlosen Siegesmarsch zu sein scheinen. Umso wertvoller werden überlegte und hochwertige Bilder, die nicht nur aus der Masse herausstechen, sondern eine Geschichte erzählen und vielleicht sogar einen Unterschied machen können. Der Reportagefotograf David Tesinsky ist auf einer nicht enden wollenden Reise durch die Welt. Immer unterwegs, bewaffnet mit einer Kamera, scheut er sich auch vor extremen Orten nicht. Er steht in der ersten Reihe, wenn es darum geht, besondere Momente festzuhalten und mit der Welt zu teilen.

Inspiration für seine Projekte

Teilweise lassen sich die Ursprünge seiner Projekte einfach über seine persönlichen Interessen erklären, teilweise geschehen geschichtsträchtige Ereignisse, die er festhalten möchte. In Einzelfällen sind Projektideen sogar erst vor Ort entstanden. Ein Einheimischer in Äthiopien erwähnte Tesinsky gegenüber beispielsweise den weit verbreiteten Brauch des ausgeführten Exorzismus. Daraufhin machte sich dieser auf, einen praktizierenden Priester aufzuspüren und schaffte es letztendlich, eine solche Zeremonie festzuhalten. Auf der Suche ist er aber immer nach dem Ungewöhnlichen. Dingen, die einen klaren Kontrast zur gesellschaftlichen „Norm“ darstellen. Er möchte Einblicke in Subkulturen geben, die vielen sonst verborgen bleiben würden und aufmerksam machen auf Problematiken dieser Welt.

Tesinsky sagt selbst: „Fotografie kann Augen öffnen. Die Betrachter sollen Dinge auf meine Weise zu sehen bekommen.“ Genau das macht dieses Medium für ihn so stark. Über die Jahre sind viele verschiedene Projekte entstanden, die eine breit gefächerte Palette an Inhalten abdecken. Auf die Frage nach seinen emotionalsten Momenten erzählt Tesinsky von der Protestbewegung „Ende Gelände“. Einem Widerstand unglaublich vieler Aktivisten, die sich vehement gegen den weiteren Betrieb des Kohlekraftwerks in Neurath einsetzten. In solchen Momenten stürzt er sich ins Getümmel und zeigt der Welt, was sonst im Wust der Nachrichten unterzugehen droht. Er lässt den Betrachter teilhaben an rohen Emotionen und zeichnet Bilder purer Überzeugung und Stärke.

David Tesinsky Children of Islam
David Tesinsky Children of Islam

Geschichten aus der ganzen Welt

Besonders wichtig sind ihm aber vor allem Geschichten, die auf mangelnde Freiheit aufmerksam machen. In erster Linie stechen hier seine Bilderserien „Children of Islam“ und „Dictator or gay“ hervor. Diese zeigen das Nachtleben von Freiheitsaktivisten im Iran oder porträtieren Homosexuelle in Weißrussland. Auf den Bildern aus dem iranischen Teheran sind beispielsweise Rebellen zu sehen, die eng umschlungen zu verbotener Musik tanzen und dazu Alkohol trinken. Sie leben eine Freiheit aus, die es so eigentlich nicht mehr gibt in ihrem Heimatland. Viele der dort aufgenommenen Bilder wurden erst gar nicht veröffentlicht. Die gezeigten Szenen mögen für uns nach einem feuchtfröhlichen Abend, aber nicht nach illegalen Machenschaften ausschauen. Das ist im Iran anders. Diese Menschen rebellieren auf diese Weise gegen ihre Regierung, bringen sich selbst sogar in Gefahr. Was in einigen Gebieten der Welt als selbstverständlich gilt, ist in anderen völlig unvorstellbar.

David Tesinsky Ende Gelände

Er besucht die unterschiedlichsten Orte und zeigt in seinen „People’s Stories“ sowohl typische Menschen von nebenan als auch Charaktere, die etwas ungewöhnlicher leben. In Japan besuchte er ältere Menschen, die mehr oder weniger unbemerkt in Slums leben. Ebenso portraitierte er völlig überarbeitete Geschäftsleute, die nach dreizehnstündigen Arbeitstagen teils stehend, teils liegend mitten in der Stadt übernachten, weil sie sich das Taxi für die Heimfahrt nicht leisten können oder wollen. In den USA verbrachte er gleiche mehrere Monate zusammen mit verschiedenen Rappern. Abseits dicht besiedelter Zivilisationen besuchte er Völker, die im Regenwald leben und von Veränderungen bedroht sind. 

David Tesinsky Rap is our Religion

Menschen im Mittelpunkt

Nach ersten Recherchen zu neuen Projekten fängt er oft damit an, recht zufällig Kontakte zu Einheimischen in seinen Reisezielen aufzubauen. Im digitalen Zeitalter sind Facebook und Co. bei alledem eine große Hilfe. Dabei hatte David anfangs sogar Probleme, auf Fremde zuzugehen. Mit der Zeit wurde dies besser. Viele herzerwärmende und offene Begegnungen haben gezeigt, wie ähnlich sich die meisten Menschen im Kern doch sind. Er spricht sogar davon, dass diese ihm geholfen haben, seine Seele zu heilen und dafür sorgten, dass es ihm heute gut geht. Auch wenn sich seine fotografischen Arbeiten thematisch alle sehr voneinander unterscheiden, werden doch alle durch einige Merkmale geeint. Es geht um Menschen, um Emotionen und Veränderung. Auch wenn Menschen auf der Welt mit unterschiedlichen Problemen zu kämpfen haben, geht es am Ende oft um ähnliche Themen: Freiheit, der Kampf gegen Unterdrückung und Träume. Dieser Kampf für Träume eint viele der dargestellten Personen, ganz unabhängig der Lebensumstände, lokalen Schwierigkeiten oder Ethnie. 

Tesinsky möchte einen Unterschied machen mit seinen Bildern - und das tut er auch. Er zeigt beeindruckende Aufnahmen aus Umgebungen, die wir selber nie gesehen hätten, von Menschen deren Probleme wir wahrscheinlich so nie am eigenen Leib erfahren werden. Und doch haben seine Fotos eine klare Bildsprache. Sie erzählen uns eine Geschichte, die jeder versteht, egal welche Sprache man spricht. Sie bringen uns das Leben anderer Menschen näher und zeigen, womit andere Menschen auf der Welt zu kämpfen haben. Seine Bilder hinterlassen einen Eindruck, der bleibt. Sie schaffen ein Bewusstsein für Themen, die ansonsten vielleicht unbeachtet geblieben wären. Die Kraft von Bildern kann einen Unterschied machen - auch das kann Fotografie sein. 

Magazin "Schnappschuss"

Das Foto Koch Magazin ist modern, kreativ gestaltet und vom Design sowie inhaltlich einzigartig.

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Werke des Künstlers:
David Tesinsky - www.tesinskyphoto.com
Instagram: @tesinskydavid
Facebook: www.facebook.com/DavidTesinskyOfficial

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