62 | 100 Freiheit fühlen
aus der Serie 100 Fotos - 100 Geschichten
Foto Koch feiert 100 Jahre und wir erzählen EURE besten Geschichten, denn ohne euch wären wir heute nicht hier! Die heutige Geschichte kommt von unserer Azubine Melissa Stemmer, die von ihrem Erlebnis in den Südtiroler Alpen erzählt und warum sie nur dort das Gefühl von Freiheit erleben kann.
Ja wir sind schon im Jahr 2021 angekommen, deshalb muss ich schon vom 'letzten Jahr' sprechen. Wahnsinn, wie die Zeit vergeht. Grade in der aktuellen Zeit, ist man umso dankbarer, wenn man ein paar Tage Ruhe genießen kann. Irgendwie ist man innerlich immer aufgewühlt und man hat das Gefühl des Kontrollverlustes, ihr versteht bestimmt, was ich meine. Letztes Jahr im September fuhr ich mit meinem Freund und meinem besten Freund nach Südtirol, allerdings früher als geplant, da unser Kurztrip nach Amsterdam wegen Corona gecancelt wurde. Corona kam da grade aus der Sommerpause zurück. Die Berge waren für mich schon immer die Region, die für mich 'Ruhe' verkörpert. Neben diesen gigantischen Riesen, fühlt man sich klein und machtlos, ein ganz anderes Gefühl, als das was wir alltäglich in unserer Kultursphäre haben. Dieses Gefühl erdet einen irgendwie, da wir uns, wie ich finde, durch unsere technologische Welt immer weiter von der Natur entfernen und manchmal vergessen, dass wir immer noch auf dem Planet ‚Erde‘ leben. Wir fühlen uns so machtvoll, fast unbezwingbar und vergessen dabei, dass es nichts zu ‚bezwingen‘ gibt. Wenn das so wäre, läuft was verkehrt. In den Bergen habe ich dieses Gefühl eben nicht. Auf der Spitze des Berges fühlt man so viel Freiheit, die man in einer Großstadt nie erlangen könnte.
Naja jedenfalls starteten wir zwei Tage früher nach Südtirol und legten am ersten Tag auch direkt mit einer Wanderung los, bei traumhaften Wetter. Ich liebe Bergsport: Wandern, Klettern und Biken. Allerdings bin ich noch nie mit einem E-Bike gefahren: bis jetzt! Ich lieh mir mit meinem Freund am zweiten Tag dann ein E-Mountainbike und wir wollten direkt mit einer 4-Pässe-Tour starten: 3000 Höhenmeter, 70 Kilometer, 1 Tag. Es ging los über Schotterwege, durch Wälder, über Flüsse und Hügel. Nach ca. Einer Stunde legte ich mich geschmeidig auf einem rutschigen Felsweg hin und daraufhin fuhr ich nur noch auf der Straße: war aber auch nicht übel! Mit dem E-Bike kann man einfach mit 25 km/h einen steilen Pass hochfahren und man merkt davon nichts: ein unbeschreibliches Gefühl!
Epische Landschaften
Nach ca. 3 Stunden kamen wir am ersten Pass an. Mein Freund war schon völlig K.O. .. keine Ahnung wieso :P Wir luden unsere E-Bikes ein bisschen auf und dann ging es auch schon weiter. Die Passstraßen führen meist direkt an den Bergketten vorbei, sodass man das Gefühl hat, von ihnen umschlossen zu werden. Sie stehen einfach wie eine gigantische Wand vor dir: einfach episch! Je höher wir fuhren, desto kälter wurde es, aber irgendwie blendet man das total aus. Beim letzten Pass ist dann dieses Bild entstanden. Wir saßen auf einem Baumstamm am Parkplatz und ich knipste mit meiner Fujifilm ein bisschen herum. Bei dieser Bergkuppe hat man irgendwie das Gefühl, dass dieser Berg bekannt sei: vielleicht haben das Berge so an sich. Die Sonne kam sogar ein bisschen heraus! Unsere E-Bikes waren irgendwie schon wieder fast leer, obwohl wir maximal auf Stufe 2 von 5 fuhren… naja, zum Glück führte der Weg jetzt nur noch abwärts ins Tal. Zwei Tage später wiederholten wir unser Abenteuer: diesmal in der Region der Seiser Alm. Ich kann es wirklich jedem nur empfehlen! Beim nächsten Mal möchte ich auf jeden Fall mit meinem eigenen Gravelbike die Pisten hochjagen. Ohne E und wieder die Freiheit fühlen.
Mehr zur Fotografin Melissa Stemmer findet ihr auf ihrer Webseite oder auf Instagram